Barrierefreie Badezimmer bieten nicht nur älteren Menschen mehr Komfort und Lebensqualität, auch jüngere Personen mit körperlichen Einschränkungen profitieren von den Eigenschaften, die ein barrierefreies Bad ausmachen: Frei von Schwellen und weiteren Hindernissen, ausgestattet mit Halte- und Stützgriffen sowie Sitzmöglichkeiten lässt sich der Alltag in den eigenen vier Wänden deutlich einfacher bestreiten.
Wir geben Ihnen Tipps was Sie beim Umbau oder der Neugestaltung des Badezimmers für eine uneingeschränkte Mobilität beachten müssen. Denn Mobilität und Selbstständigkeit sind für körperlich eingeschränkte Menschen das höchste Gut für ein selbstbestimmtes Leben.
1. Türdurchgänge im Bad und Wohnräume erweitern
Wichtig ist zuerst einmal, ein einfaches Betreten des Badezimmers. Dabei ist es besonders wichtig, dass der Rollstuhl oder die Gehilfe ohne weiteres durch die Türen befördert werden können. Das bedeutet, dass Innentüren eine Durchgangsbreite von mindestens 0,80 Meter aufweisen müssen. Berücksichtigen Sie bei einer notwendigen Verbreiterung der Tür, sich gegebenenfalls ändernde statische Verhältnisse. Zugleich sollte die Schwelle niveaugleich angepasst und die Türe ggfls. mit einem elektrischen Türöffner ausgestattet werden, welcher vom Rollstuhlfahrer bequem betätigt werden kann. Zumeist genügt eine Türverbreiterung jedoch nicht. Für das Rangieren hinter und vor der Tür müssen auch die entsprechenden Bewegungsflächen vorhanden sein oder geschaffen werden, dies sollten Sie beim Umbau unbedingt beachten.
2. Bewegungsfreiheit im Badezimmer sicherstellen
Bei eingeschränkter Beweglichkeit bereitet ein nicht barrierefreies Badezimmer oft große Schwierigkeiten. Denn betroffene Personen benötigen Platz, um sich abzustützen, hinzusetzen oder mit Gehhilfen bewegen zu können. Zwischen den einzelnen Sanitärelementen müssen deshalb mindestens 20 cm frei bleiben, als Abstand zur Wand sind mindestens 30 cm erforderlich. Auch eine Pflegekraft sollte sich im Bedarfsfall gut bewegen können. Aus diesem Grund sollte ein barrierefreies Badezimmer mindestens 1,80 x 2,20 Meter groß sein. So lautet auch die Mindestanforderung der KfW an ein barrierefreies Badezimmer, um in den Genuss einer staatlichen Förderung zu gelangen. Als barrierefrei gelten generell Bewegungsflächen vor Sanitärobjekten von 120 x 120 cm. Rollstuhlgerecht ist ein Bad aber erst mit Bewegungsflächen ab 150 x 150 cm vor den sanitären Einrichtungen. Für mehr Platz können Sie beim Umbau sorgen, wenn Sie eine vorhandene Badewanne aus- und stattdessen eine große ebenerdige Dusche einbauen.
3. Alltagshilfen für mehr Komfort und Sicherheit
Die Dusche sollte mit rutschfesten Belägen und bodengleich sein, während der Waschplatz unterfahrbar und demnach im Sitzen nutzbar sein muss. Die Wände sind so zu verstärken, dass an ihnen Stützgriffe angebracht werden können. Ein barrierefreies Badezimmer erfordert zudem, dass der Duschstuhl das Duschen und das Waschen im Sitzen ermöglicht. Nach Möglichkeit sollte zudem das WC seitlich anfahrbar und die Badezimmertür von außen zu öffnen sein. WC-Sitz sowie Duschsitz sind in einer Höhe von 46 bis 48 cm zu montieren und mit hochklappbaren Stützgriffen seitlich zu versehen, so dass ein Zwischenraum von 65 bis 70 cm entsteht. Nicht weniger als 45 cm sollte die Tiefe der Sitzfläche betragen. Die Belastbarkeit sämtlicher Hilfsmittel muss hingegen mindestens 100 kg gewährleistet können. Seitlich vom Duschsitz in 85 cm Höhe ist zur Betätigung der Dusche eine Einhebelarmatur so zu platzieren ist, dass sie im Sitzen problemlos bedient werden kann.
4. Gestaltungsfreiheit der Badfenster erweitern
Tiefer liegende Fenster mit einer maximalen Brüstungshöhe von 60 cm erleichtern den Blick nach draußen erheblich. Mindestens ein Fenster je Raum sollte sich auch von Personen mit motorischen Einschränkungen sowie für Rollstuhlfahrer leicht öffnen und verschließen lassen. Möglich wird dies mittels Drehflügel im Griff in einer Höhe zwischen 85 und 105 cm oder durch ein automatisches Öffnungs- und Schließsystem.
5. Flure altersgerecht umbauen
Essentiell ist genug Platz zum Wenden mit Rollstuhl oder Rollator. Hierzu genügt eine nutzbare Breite von 1,20 Meter. Sollte dies baustrukturell nicht möglich sein, so muss der Flur zum Bad oder anderen Räumen wenigstens einen Meter breit sein. Dieser Platz kann etwa dadurch geschafft werden, indem auf Türen zu Räumen verzichtet wird. Vorhandene Türen sollten sich möglichst nicht zum Flur hin öffnen lassen. Jedenfalls sollten Sie darauf zu achten, dass für den Rollstuhl genügend Rangierfläche vorhanden ist, damit Rollstuhlfahrer die Bad- oder Wohnungseingangstür eigenständig öffnen und schließen können.
Barrierefreies Wohnen – die Kosten
Das Spektrum möglicher Maßnahmen ist sehr breit – und damit auch die Spannweite der Kosten. Erfahrungen zeigen, dass mit einem altersgerechten Umbau Kosten zwischen 2.000 und 40.000 Euro oder gar noch mehr einhergehen können. Zudem können die Preise je nach Umbausituation, Marke, Qualität etc. stark variieren. Bei einfacher Ausführung in 12 cm starken Wänden muss für Türverbreiterungen einschließlich Zarge und Türblatt mit Montage im Mauerwerk einschl. Sturz mit etwa 800 Euro gerechnet werden. Der Einbau einer bodengleichen, gefliesten Dusche mit den Maßen 150 cm x 150 cm kann Sie inkl. Spritzschutz, Handlauf und Fußbodeneinlauf sowie Montage ca. 3.300 Euro kosten. Automatische Fensterschließer mit Beschlägen sind ab 230 Euro zzgl. Montage erhältlich. Dennoch ist es möglich, als Heim- und Handwerker viele Arbeiten selbstständig zu erledigen und dadurch Kosten zu sparen.
Am besten gleich beim Hausbau genug Platz in allen Räumlichkeiten einplanen
Ein barrierefreies Badezimmer verdient bei der Neugestaltung oder Renovierung des Eigenheims Beachtung. Dadurch erhöhen sich die Chancen, im Alter möglichst lange in der eigenen Immobilie bleiben zu können. Dies heißt nicht, dass das Bad an eine Seniorenresidenz oder ein Krankenhaus erinnern muss. Planen Sie Ihr Bad großzügig und sorgen Sie für genug Platz. Am besten bauen Sie gleich zu Beginn eine moderne ebenerdige Dusche ein und profitieren so bereits heute von Komfort und Platz. Und unter bestimmten Voraussetzungen vergibt die staatliche KfW-Bank sogar Fördergelder und zinsgünstige Kredite wenn Sie den Umbau eines barrierefreien Badezimmers vornehmen.
Ramona Berger